EINLEITUNG

Hochbunker Herthastraße

Der Hochbunker in Zollstock liegt heute versteckt hinter einer dichten Efeuwand in der Straßenzeile und wird im Vorbeigehen leicht übersehen. Die nunmehr 75 Jahre zurückliegende Geschichte seiner Bunkerinsassen während der nächtlichen Luftangriffe, Angst und Hoffnung der schutzsuchenden Menschen, aber auch die Not der obdachlos gewordenen Zollstocker nach dem Krieg, werden wahrscheinlich mangels Überlieferung unerzählt bleiben müssen. Geblieben sind im Inneren als Zeugnisse dieser Zeit in Form von original erhaltenen Einbauten, Bunkerzellen und technische Einrichtungen, die hoffentlich zukünftig einmal einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Dokumentation Hochbunker Herthastraße, Köln
Dokumentation Hochbunker Pützlachstraße, Köln
GESCHICHTE

Bau bis 1945

Die Notwendigkeit des Baus von öffentlichen Schutzräumen im Rahmen des „Führersofortprogramms“ lenkte die Aufmerksamkeit der Dienststelle des Polizeipräsidenten in seiner Funktion als örtlicher Luftschutzleiter im Jahr 1941 auf vier zusammenhängende unbebaute Grundstücke in der Herthastraße im Stadtteil Zollstock. In dem Stadtteil lebten ca. 16.000 Menschen, die sich nach den Luftschutzgesetzen in ihren eigenen Kellern Schutzräume einrichten mussten.

Allerdings bestand weiterer Schutzraumbedarf für Personen, die sich bei Alarm zu weit von ihrem Heim befanden und für Bewohner der Umgebung, deren Keller nicht zum Ausbau geeignet waren u.ä. Die Grundstücke wurden im Laufe des Jahres 1942 durch den örtlichen Luftschutzleiter als Vertreter des Reichsfiskus angekauft und der Bunkerbau begonnen. Fertiggestellt wurde er Ende 1942/Anfang 1943 unter der Verantwortung des Kölner Architekten Dipl. Ing. Ernst Nolte (geb. 1897, verst. 1973), der auch die Hochbunker Sandweg in Bickendorf und Grüner Hof in Mauenheim entworfen hatte.

Die drei von Ernst Nolte geplanten Hochbunker haben im Übrigen bis auf die luftschutztechnischen Anforderungen in der äußeren Erscheinung kaum Ähnlichkeit. Nolte war zunächst Assistent in bekannten Architekturbüros in Berlin und Stuttgart und wurde im Jahr 1925 Mitarbeiter des Kölner Baudirektors Adolf Abel. Dort wirkte er u.a. am Bau der Kölner Messehallen mit, bevor er sich 1928 selbständig machte. Neben Privathäusern baute er 1936/37 in Meschenich eine Schule mit Lehrerhaus und wurde in den Wiederaufbau-Jahren durch Schul- und Geschäftsbauten, beispielsweise das Hochhaus der Stadtsparkasse Köln am Barbarossaplatz, bekannt.

Die Unterbringung der Schutzsuchenden erfolgte auch in diesem Bunker für Anwohner mit Bunkerausweis in kleinen Abteilen mit zwei dreistöckigen Hochbetten und für Passanten und andere in Vorräumen und Fluren. Fest vergebene Plätze in den Abteilen gab es für ca. 1.200 Personen, die restlichen ca. 1.500 Personen hatten es weniger „familiär“. Über die Verhältnisse im Bunker während des Kriegs ist bisher weiter nichts bekannt geworden.

ARCHITEKTUR

BAUBESCHREIBUNG

Der Bunker ist mit drei Geschossen über Erdgleiche und aufgesetztem Satteldach mit fünf großen Gauben von der Straßenseite aus optisch vollständig in die Häuserfront der Herthastraße integriert. Nach hinten ist der Baukörper allerdings wesentlich tiefer als die Nachbarhäuser. Das ursprüngliche Dach war daher nur als Teilüberdachung ausgeführt, um sich besser in die umgebende Bebauung einzufügen.

An der Rückseite ist ein Treppenturm zur Wartung des Dachs angebaut. Vor dem Umbau betrug die Gebäudehöhe ca. 18 Meter bei einer Traufhöhe von 10 Metern. Das Gebäude verfügt über zwei Kellergeschosse und hat somit insgesamt fünf Ebenen. Rechts- und linksseitig befinden sich Tordurchfahrten, in die geschützt vor Splittern und Explosionsdruck jeweils vier Eingangsschleusen integriert sind.

Die Wandstärken betragen 1,10 Meter und 1,85 unter Erdgleiche, die Decke ist standardmäßig mit 1,40 Meter ausgeführt. Der Schutzbau war für 2.691 Personen in ca. 210 Abteilen (zu je sechs Personen) und auf Bänken in Fluren und Vorräumen vorgesehen. Hinter den Eingangs-Gasschleusen waren zunächst Wachräume des Bunkerwarts eingerichtet, bevor man die eigentlichen Schutzräume über vier Treppenhäuser erreichen konnte. Es gab drei Sanitätsräume, die vermutlich jeweils auf jeder Etage oberhalb der Keller eingerichtet waren. In den Kellern sind noch heute Belüftungsanlagen der Firma Auer/Berlin, zu finden, auch befanden sich dort die Heizungsanlage sowie die Wasserversorgung.

FRIEDENSZEIT

Nachkriegsnutzung

In den ersten Monaten nach Kriegsende wurden im Bunker entlassene Kriegsgefangene übergangsweise untergebracht, später diente er als Notunterkunft für die Zollstocker Bevölkerung. In den 1960er erfolgte die behelfsmäßige Instandsetzung für den Zivilschutz. Noch in den 1980er wurden Akten des Bundesvermögensamtes eingelagert, als im Jahr 1988 die Instandsetzung mit 2.313 Schutzplätzen avisiert wurde.

Ein Antrag der Stadtverwaltung an das Bundesinnenministerium und das Bundesfinanzministerium wurde in einem Umfang 1.175 Mio. DM genehmigt, allerdings scheiterte das Vorhaben an fehlenden Bundesmitteln. Die "Friedensinitiative Zollstock" beantragte 1990 bei der Stadtverwaltung, die freigegebenen Finanzmittel für soziale Zwecke zu verwenden, jedoch wurde der Vorschlag wegen fehlender Mittelkompetenz abgelehnt. Es erfolgte daraufhin im Jahr 1994 die Entlassung des Bauwerks aus der Zivilschutzbindung und 1995 der Eintrag in die Denkmalliste.

Nach dem Verkauf an einen privaten Investor 2006 begann kurz darauf der Umbau. Der Baukörper blieb in wesentlichen Teilen unangetastet, da neue Wohnungen auf dem Bunkerdach und im oberen Geschoss errichtet wurden. So entstanden unter Einhaltung der Auflagen der Denkmalbehörde sechs Lofts bzw. Maisonettewohnungen zwischen 150 und 210 qm Wohnfläche. Durch die private Nutzung ist die Zugänglichkeit der original erhaltenen Etagen derzeit nicht gegeben.

Quellen

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