Weiterführende Ausführungen zur Geschichte
Der Hochbunker Am Alten Ufer wurde im Zweiten Weltkrieg durch die damalige Reichsbahn errichtet und diente hauptsächlich der Sicherung der hier zu einem wichtigen Knoten zusammenlaufenden Kabel des bahneigenen Fernmeldenetzes, dem sogenannten BASA-Netz. BASA stand hierbei als Abkürzung für den etwas sperrigen Begriff „Bahnselbstanschlussanlage“. Nach dem öffentlichen Fernsprechnetz der Post, betrieb die Reichsbahn ab Mitte der 1930er Jahre mit ihrem BASA-Netz das zweitgrößte zusammenhängende Fernsprechnetz zur betriebsinternen Kommunikation und Betriebslenkung. Hierfür ließ die Reichsbahn nicht nur entlang ihrer weit verzweigten Gleistrassen die BASA-Fernmeldekabel verlegen, sondern nutze teilwiese auch die Trassen der damaligen Reichsautobahnen. Köln, mit Sitz der damaligen Reichsbahndirektion direkt neben dem BASA-Bunker an der Rheinuferstraße, war im bahneigenen Fernmeldenetz ein überregionaler Großnetzknoten von hoher Bedeutung. Aufgrund des sich abzeichnenden Luftkrieges, begann die Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg ihre übergeordneten Fernmeldeknoten von strategischer Bedeutung in einigen deutschen Großstädten zu verbunkern.
Abb. HA.01: „Der BASA-Hochbunker der Deutschen Bahn im Jahre 2006“ (Foto: Christoph Lubbe, 2006)
In unmittelbarer Nähe des Kölner Hauptbahnhofes und dem Sitz der damaligen Reichsbahndirektion wurde daher zwischen den Straßen Am Alten Ufer und Johannisstraße ein mehrgeschossiger bahneigener Hochbunker errichtet. Das Schutzbauwerk, welches ursprünglich neben einem Erdgeschoss über ein Kellergeschoss sowie zwei Obergeschosse verfügte, wurde als Kubus mit Flachdach errichtet und erhielt voraussichtlich zu beiden Straßen hin einen Schleusenzugang. An der Straße Am Alten Ufer erkennt man heute noch einen zusätzlich vor den Schleusenzugang errichteten Splitterschutzvorbau.
Nach dem Krieg wurde der Bunker innen als auch außen mehrfach durch den Nachfolger der Reichsbahn, die Bundesbahn, umgebaut und um weitere Etagen aufgestockt. Für die zusätzliche Erschließung der neuen oberen Etagen wurden außen ein neues Treppenhaus an den Bunker angebaut. Durch eine Vollverkleidung der Fassade mit Blechlamellen fehlen heute überwiegend die typischen Merkmale eines Luftschutzbauwerkes. Die Fernmeldeinfrastruktur am BASA-Netzknoten in Köln blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg schützenwert. Insbesondere die neuen Bedrohungen und Sorgen in der Zeit des Kalten Krieges führten zu neuen Schutzmaßnahmen. So hatte die Bundesbahn auch in einem Spannungs- und Verteidigungsfall ihren Betrieb möglichst unterbrechungsfrei aufrecht zu erhalten, um die Versorgung der Bevölkerung, der Wirtschaft sowie der Streitkräfte mit notwendigen Gütern und Leistungen sicherzustellen.
Daher war die Bahn gesetzlich verpflichtet ihre technischen Anlagen und Einrichtungen einschließlich der Arbeitsplätze des Bedienungs- und Betriebslenkungspersonals durch bauliche Schutzmaßnahmen zu sichern. So wundert es nicht, dass nicht nur der BASA-Bunker selbst neue Notstromaggregate für einen unterbrechungsfreien Betrieb und einen modernisierten Schutzbereich für betriebswichtiges Personal erhielt, sondern auch auf einem Grundstück neben dem Hochbunker eine verbunkerte unterirdische Befehlsstelle der Bundesbahn errichtet wurde. Dieser unterirdische Schutzbau wurde nach dem Kalten Krieg zwischen den Jahren 2006 bis 2009 für die Umgestaltung der umliegenden Gebäude und die Errichtung eines Parkhauses abgerissen. Hierbei zeigte sich, dass der Befehlsstellenschutzbau unterirdisch mit dem BASA-Hochbunker verbunden war.
Das BASA-Netz selbst, existiert in seiner damaligen technischen Ausführung heute nicht mehr. Nachdem die Bahn 1997 im Rahmen der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes ihr bahneigenes Fernmeldenetz zunächst verkauft hatte, wurde der Hochbunker Am Alten Ufer zeitweise durch Mannesmann-Arcor genutzt. Seit dem Jahr 2002 betreibt die Bahn ihr stark modernisiertes Kommunikationsnetz wieder in Eigenregie. Noch heute laufen im ehemaligen BASA-Bunker die wichtigen Fernmeldeleitungen der Bahn zusammen.
Text: Christoph Lubbe
Version: 1.1 (Sep. 2020)
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