Weiterführende Ausführungen zur Geschichte
Im seinerzeit noch dörflichen Stadtteil Vogelsang steht in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche St. Konrad ein langer, scheunenartiger Bau, der in seiner heutigen Erscheinung kaum an einen Hochbunker erinnert. Unfreiwillig auf kirchliche Kosten erbaut, dient er seit Kriegsende zu friedlichen Zwecken der örtlichen Pfarrgemeinde und fügt sich gut in das dort eher dörfliche Stadtbild ein.
Die Stadtverwaltung ließ im Jahr 1941 diesen Bunker auf einem Grundstück der Kirchengemeinde errichten, ohne eine Entschädigung zu leisten. Da die Hochbunker sich in die örtlichen Gegebenheiten optisch einfügen sollten, wurde dieser in der Art eines ländlichen Wirtschaftsgebäudes mit länglichem Baukörper, großem Satteldach und Dachgauben errichtet. Es gab bis zu 1.560 Schutzplätze für die örtliche Bevölkerung.
Der Architekt Dipl.-Ing. Helmuth Wirminghaus (geb. 09.09.1891, verst. 27.05.1968) entwarf neben diesem noch die Hochbunker in der Rupprechtstraße 5 und in der Elsaßstraße 42-46. Im Gegensatz zu Hans Schumacher und Wilhelm Riphahn hatte Wirminghaus, der seit 1922 als Architekt selbständig tätig war, kaum Berührungspunkte zur „Neuen Sachlichkeit“ in der modernen Architektur. Er entwarf neben Büro- und Verwaltungsgebäuden einige Einfamilienhäuser und Villen, verschiedene Siedlungen, z. B. die GAG-Siedlung »Terrassenweg« in Ehrenfeld und eine Eigenheim-Siedlung in Hohenlind, aber auch ein HJ-Heim in Sülz. Einige seiner Bauten sind erhalten und manche stehen unter Denkmalschutz, wie auch seit 1996 der Bunker Rotkehlchenweg.
Scheunenartiger Bau mit Satteldach und Dachgauben sowie seitlich an der südwestlichen Längsseite angesetztem Eingangsvorbau und einer Eingangsschleuse an der nördlichen Stirnseite. Das Dachgeschoss ist zwar in Beton, aber nicht bombensicher ausgeführt, die Schutzräume befanden sich ausschließlich im Erdgeschoss und im Keller. Wie bei den meisten Hochbunkern waren die Räume in kleine Abteile aufgegliedert, in denen zwei bis drei Hochbetten und eine Sitzbank aufgestellt waren. Es gab insgesamt 477 Bettenplätze (Keller 231, Erdgeschoss 246) und weitere Plätze auf Sitzbänken in den Vorräumen. Toiletten- und Waschräume für die Männer lagen links neben den südwestlichen Eingangsschleusen, die der Frauen im Bereich der nördlichen Gasschleuse. Auch gab es Kochnischen, damit bei einem mehrstündigen Aufenthalt für heiße Getränke, warme Kindernahrung oder kleinere Mahlzeiten gesorgt werden konnte. Eine Bevorratung durch den Bunkerwart erfolgte allerdings in der Regel nicht.
Nach dem Krieg wurde der Bunker als Notunterkunft genutzt und bald entfestigt. Das Grundstück und mit diesem der Bunker wurden im Zuge der Wiedergutmachung der Kirche zurückgegeben, welche dort ein Altersheim einrichtete. Der große Saal im Dachgeschoss eignete sich gut für die Karnevalsfeiern des Veedels, wurde aber zum 26.11.1949 durch Frau Margarethe Schlichter in einen Kinosaal des nunmehrigen „Kolibri-Lichtspielhauses“ umgewandelt. Im Erdgeschoss richtete das Caritas-Centrum den Laden „Kunterbunt“ ein, aber auch eine Schießbahn des örtlichen Schützenvereins fand Platz in dem geräumigen Bauwerk. Eine Nachnutzung für Zivilschutzzwecke blieb dem Bunker wohl aufgrund seines entfestigten Zustands und der kirchlichen Eigentümerschaft erspart. Heute befinden sich eine Arztpraxis und die gemeinnützige Kleiderkammer der Pfarrcaritas der Kirche St. Konrad im Erdgeschoss, wohingegen das Dachgeschoss mit den Relikten des Kinos eine Art Zeitkapsel darstellt.
Sie haben weitere Informationen, sind Zeitzeuge oder kennen das Objekt aus der Zeit nach dem Krieg? Dann kontaktieren Sie uns, wir sind dankbar für jede noch so kleine Information.
(c) 2020 Institut für Festungsarchitektur. Alle Rechte vorbehalten.